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Von Grillparzer bis Bernhard. Schauplätze der Literatur

 

  

 

Um die österreichische Literatur zu verstehen, sind die historisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Habsburgischen Vielvölkerreichs und seine katholisch-barocken Wurzeln zu berücksichtigen

Die österreichische Literatur, die erst seit dem 19.Jahrhundert einen unverwechselbaren Beitrag zur Weltliteratur leistet, kennt weder Klassik noch Romantik. Die Erfahrung des zunehmenden Staatsverfalls der Habsburgermonarchie bringt eine wirklichkeitsbezogene, teils kritisch-affirmative (Grillparzer, Roth), teils ironisch-distanzierende (Nestroy, Musil), teils pessimistisch-resignative (Lenau, Schnitzler) Literatur hervor. In diesem Kontext bildet das Wiener Volkstheater (Raimund, Nestroy, Horváth) eine wichtige Dominante.

 

Einen literarischen Höhepunkt stellt das Fin de Siècle dar. Im Umfeld der Freudschen Entdeckung richtet sich auch das Interesse der Schriftsteller auf die Erkundung seelischer Innenwelten (Schnitzler, Hofmannsthal, Zweig). Die geschichtliche Krise wird zur Bewusstseins- und Identitätskrise.

Themen der Gegenwartsliteratur sind der Aufstieg von Faschismus und Nationalsozialismus und deren nahezu vollständige Verdrängung nach 1945 sowie die Demontage des werbewirksamen Bildes von Österreich als Hort urwüchsigen Lebensgenusses und biederer Gemütlichkeit (Bernhard, Jelinek).

 

 

 

Programm

 

Der Rundgang beginnt am Hrdlicka-Denkmal auf dem Albertinaplatz mit einer kurzen Einführung in die politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der österreichischen Literatur. Wir besuchen in der Folge zentrale literarische Schauplätze und lassen dabei die Texte zu Wort kommen. Der Weg führt zur Kapuzinergruft (Joseph Roth), zum Café Bräunerhof (dem Thomas Bernhard in seiner Erzählung „Wittgensteins Neffe“ ein beredtes Denkmal gesetzt hat), aber auch zu bekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Stephansdom (Stifter) und der Pestsäule (Abraham a Sancta Clara), insofern sie für die Literatur Bedeutung haben.

Über das Café Griensteidl (das wichtigste Literatencafé der Jungwiener Schriftsteller (Hofmannsthal, Schnitzler, Zweig), das  Karl Kraus in seinem denkwürdigen Essai "Die demolierte Literatur" ironisch kommentiert, gelangen wir in die Hofburg. Auf dem Heldenplatz verkündet Hitler im März 1938 den „Anschluss“ Österreichs an Nazideutschland. Viele Autoren der modernen österreichischen Literatur nehmen auf dieses Ereignis Bezug, etwa Ernst Jandl, aber auch Thomas Bernhard. Der Rundgang klingt im Volksgarten am Denkmal Franz Grillparzers mit einer szenischen Lesung aus.

 

 

 

Praktische Hinweise:

 

TREFFPUNKT: Hrdlicka-Denkmal am Albertinaplatz

(jetzt: Zilkplatz).

DAUER: 2,5 Stunden

ENDE DER FÜHRUNG: Volksgarten. 

DIDAKTISCHES: Der Rundgang kann entweder in Form einer „klassischen“ Führung oder aber – wenn gewünscht – interaktiv gestaltet werden. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden dann die Texte selbst präsentieren, besprechen oder szenisch umsetzen. In diesem Fall kann ich das Textportfolio auch bereits im Vorfeld zur Verfügung stellen.

In möchte hier auch das jüngst eröffnete, sehr interessante Museum erwähnen: http://www.onb.ac.at/literaturmuseum.htm

EMPFOHLENE LEKTÜRE: Klaus Zeyringer, Helmut Gollner, Eine Literaturgeschichte: Österreich seit 1650, Innsbruck 2012.           

Franz Grillparzer, Der arme Spielmann; Arthur Schnitzler, Die Traumnovelle, Der Reigen;

Joseph Roth, Die Kapuzinergruft; Thomas Bernhard, Der Heldenplatz.