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Sagen und Legenden aus dem alten Wien



Der reiche Schatz an volkstümlichen Geschichten, die aus dem alten Wien überliefert sind, gibt uns ein anschauliches Bild von der Lebens- und Denkweise vergangener Zeiten. Vieles, was in der Phantasie ausgeschmückt und umgeformt wurde, hat einen historischen Kern. So erzählt die Paracelsus-Sage, ähnlich wie die Faust-Legende, von einem geheimnisvollen Arzt und Gelehrten, der allem Anschein nach mit dem Teufel im Bunde stand, aber auch von der Zeitenwende zwischen Mittelalter und Neuzeit und von einem bisher unbekannten, forschenden Zugang zur Welt.

Der liebe Augustin führt in das 17.Jahrhundert, als Pest und Türkenkriege der Stadt zusetzten, aber nicht einmal diese verheerenden Nöte die Lebensfreude der Menschen auf Dauer trüben konnten. Der Gegensatz von Todeserfahrung und gesteigerter Sinnenfreude bestimmt das barocke Lebensgefühl in ganz besonderer Weise.

Viele Sagen zeugen von der starken Bindung an den Glauben in früherer Zeit, so die berühmte Geschichte vom Stock im Eisen, die am Beispiel des unglücklichen Schlossermeisters vor Hochmut und falschem Reichtum warnen und - im Sinne gegenreformatorischer Frömmigkeit - zu einem redlichen und gottesfürchtigen Leben anleiten möchte.

 

 

Programm

 

Der Rundgang beginnt am Schwedenplatz, seit der Römerzeit wichtiger Handels- und Gewerbeplatz des alten Wien. Die Donau mit ihren Nebenarmen war nicht nur bedeutender Verkehrsweg und strategische Verteidigungslinie, sondern auch Schauplatz zahlreicher Sagen und Erzählungen; die bekannteste ist wohl die Sage vom Donauweibchen. Nicht weit von den Ufern des Donaukanals stand das ehemalige Wirtshaus "Zum schwarzen Adler", auch Küssdenpfennig-Haus genannt, das mit der Paracelsusgestalt in Verbindung gebracht wird. Das romantische Griechengässchen führt zum Griechenbeisl, jener legendären Weinschenke, die der liebe Augustin gern besucht hat und die zum ältesten Baubestand des historischen Wien zählt. Über stille Seitengassen kommen wir in das noch heute von Besuchern nahezu ganz unberührte Stiftsareal des Heiligenkreuzerhofes. In unmittelbarer Nähe befindet sich der älteste Straßenzug des mittelalterlichen Wien, die Schönlaternengasse. Hier steht das Basiliskenhaus, das von einem mysteriösen Fabelwesen und dessen Bezwingung durch einen mutigen Bäckergesellen zu erzählen weiß. Über das alte Universitätsviertel und reizvolle Passagen und Innenhöfe kommen wir schließlich zum Stephansdom, Schauplatz zahlreicher Sagen und Legenden wie jener vom Zahnwehherrgott, Meister Puchsbaum oder dem Kegler vom Stephansdom. Der Rundgang endet unweit der Domkirche am berühmten Stock im Eisen, der an die bekannteste Sage Alt-Wiens erinnert.

 

 

Praktische Hinweise

 

TREFFPUNKT: Franz-Josephs-Kai 19 / Ecke Hafnersteig.

DAUER: 2 Stunden.

ENDE DER FÜHRUNG: Stock im Eisen, Ecke Kärntner-Straße / Graben.

LEKTÜRE: Wolfgang Morscher, Berit Mrugalska, Die schönsten Sagen aus Wien, Innsbruck, Wien (Haymon Verlag) 2010.

Elisabeth Koller-Glück, Alt-Wiener Sagen und Legenden und ihre realen Hintergründe, Erfurt (Sutton Verlag) 2009.

Jorge Luis Borges, Einhorn, Sphinx und Salamander. Das Buch der imaginären Wesen, Frankfurt (Fischer) 2004.

HINWEIS: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, insbesondere Kinder und Jugendliche, sind dazu eingeladen, ihnen bekannte Sagen selbst nachzuerzählen bzw. spielerisch darzustellen.