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Visite culturali

 

 

 Kaffeehausleben und Kaffeehausliteratur

 

 

Das Kaffeehaus gilt mit Fug und Recht als ureigenste Wiener Institution. Allerdings ist es nicht vornehmlich ein Ort der Konsumation von Kaffee und Mehlspeisen; es ist die besondere Atmosphäre, die entschiedene Distanz zur Alltagswelt, die die unwiderstehliche Anziehungskraft des Kaffeehauses ausmacht. Deshalb haben es viele Künstler, Literaten, Intellektuelle, aber auch Außenseiter der Gesellschaft zu ihrem Lebensmittelpunkt erkoren.

Obwohl sich in den Cafés literarische Zirkel bilden (Hofmannsthal, Schnitzler, Zweig und Beer-Hofmann treffen sich im Griensteidl), ist es aber paradoxerweise nicht primär ein Ort geselligen Zusammenseins. Wie Anton Polgar betont, finden sich im Café Menschen zusammen, „deren Menschenfeindschaft so heftig ist wie ihr Verlangen nach Menschen, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen.“

 

 

Programm

 

Der Rundgang beginnt am Hotel Sacher und führt zu den heute noch bestehenden Altwiener Kaffeehäusern, erzählt von ihrer Vergangenheit und von ihren berühmten, bisweilen skurrilen Gästen: Literaten, Lebenskünstlern und Originalen, über die zahlreiche Geschichten und Anekdoten überliefert sind.

 

Nicht weit vom Sacher befindet sich das Tirolerhof – mit seiner charakteristischen Einrichtung aus Kristalllüstern, Spiegeln, Marmortischen und Thonetstühlen ein typisches Wiener Kaffee. Vorbei an der Kapuzinergruft geht es zum Bräunerhof, dem Stammcafé Thomas Bernhards. Über die Dorotheergasse kommen wir zum legendären Hawelka, ein Relikt aus vergangener Zeit, das seine Ausstattung vom Beginn des 20. Jh. bewahren und bislang allen Modernisierungstendenzen widerstehen konnte.

Von nahezu imperialer Eleganz hingegen ist die historistische Ausstattung des weltberühmten Demel. Die köstlichen Mehlspeisen in den Schauvitrinen laden zu einer Kaffeepause ein. Am naheliegenden Michaelerplatz gegenüber der kaiserlichen Residenz befindet sich das Griensteidl, wichtigstes Literatencafé der Jahrhundertwende. Über die Herrengasse vorbei am ehemaligen Herrenhof, das von Musil und Roth besucht wurde, gelangen wir schließlich zum luxuriösen Café Central. Es ist im Palais Ferstel, einst Repräsentationsgebäude der k. und k. Zentralbank, untergebracht und war Treffpunkt von Hochfinanz und Intelligenz (Kraus, Kokoschka, Friedell und vor allem Altenberg).

 

Auch die Entstehung der Kaffeekultur, die verschiedenen Kaffeespezialitäten wie Melange, Einspänner oder großer Brauner sowie der bekannte Tortenstreit zwischen Sacher und Demel werden Gegenstand des Spaziergangs sein.

 

 

 

Praktische Hinweise

 

TREFFPUNKT: Ecke Kärntnerstraße / Philharmonikergasse (Sacher-Eck).

DAUER DES RUNDGANGS: 2 Stunden.

ENDE DES RUNDGANGS: Café Central.

INFORMATION: Für junge Gäste und Schüler besteht die Möglichkeit, den Rundgang interaktiv zu gestalten.

LEKTÜRE: Friedrich Torberg, Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlands in Anekdoten, München (dtv) 1997.

Kurt-Jürgen Heering (Hg.), Das Wiener Kaffeehaus, Frankfurt/M. (Insel) 1993.