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Das Wien Sigmund Freuds und die Geburt der Psychoanalyse.

 

 

 

Die Psychoanalyse ist in einem bestimmten kulturellen Milieu entstanden: in jenem Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in dem die Erfahrung des Niedergangs des herrschenden politisch-ideologischen Systems zum Ausgangspunkt einer originären Moderne wurde, einer Moderne, die in erster Linie an der Erkundung seelischer Innenräume interessiert war. Freud wirkt vornehmlich in den gesellschaftlichen Kreisen des liberalen und assimilierten jüdischen Großbürgertums. Seine Förderer und seine Patienten gehören mehrheitlich zu dieser sozialen Schicht, die zwar wirtschaftlich erfolgreich, aber in ihrer Identität durch den Aufstieg des Antisemitismus und die Krise des bürgerlichen Liberalismus gefährdet war.

Freud bricht mit dem Positivismus und der Wissenschaftsgläubigkeit seiner Zeit, um dem leidenden Subjekt eine Stimme zu geben, es aus der Enge bestehender Vorstellungen und gesellschaftlicher Zwänge zu befreien und ihm zum Ausdruck des eigenen Begehrens zu verhelfen. Dieser Rundgang führt Sie an zentrale Schauplätze der Psychoanalyse und lässt so die Geschichte des Forschers und Menschen Freud, aber auch seiner Patienten, lebendig werden.

 

Programm

 

Der Rundgang beginnt am Palais Lieben-Auspitz, das Leopold Lieben für seine Familie errichten ließ. Freud war in den 80er Jahren oft Gast im Hause Lieben und besuchte des Öfteren das renommierte Café Landtmann im Erdgeschoss des Palais. Anna Lieben, die Frau des Bankiers und Besitzers des repräsentativen Gebäudes, war zwischen 1887/88 und 1893 Freuds Patientin, ohne dass er der intelligenten, sensiblen, aber auch schwer melancholischen Frau dauerhaft helfen konnte. Allerdings verfügte Freud zu diesem Zeitpunkt noch nicht über die analytische Behandlungstechnik, sondern stützte sich wie auch Breuer auf die Methode der Hypnose.

Über die Rathausstrasse kommen wir in den weitläufigen Komplex des ehemaligen Allgemeinen Krankenhauses aus der Zeit Josephs II (1784), wo Freud einige Zeit als Assistenzarzt arbeitete. Entscheidend war dabei die Erfahrung in der psychiatrischen Abteilung Theodor Meynerts, eines überzeugten Anhängers des medizinischen Positivismus. Das ehemalige Krankenhaus besitzt im Übrigen eine ganz außergewöhnliche Sehenswürdigkeit, den sogenannten „Narrenturm“, ein Rundgebäude aus dem Jahr 1784, das der Verwahrung psychiatrisch Kranker diente (heute anatomisch-pathologisches Museum).

Höhepunkt des Rundgangs ist der Besuch jenes Hauses, in dem Freud nahezu ein halbes Jahrhundert zubrachte (Freud Museum). Die ehemaligen Praxisräume (am eindrucksvollsten ist ohne Zweifel das Wartezimmer mit seiner Originaleinrichtung), lassen die Lebens- und Gedankenwelt des großen Analytikers im Besucher zu anschaulicher Gegenwart werden. Hier hat Freud seine Patienten behandelt, hier hat er seine Schriften verfasst, hier fanden die berühmten Mittwochsgesellschaften statt.

 

Praktische Hinweise

 

TREFFPUNKT: Vor dem Burgtheater, Universitätsring.

DAUER: 2,5 Stunden.

ENDE DER FÜHRUNG: Freud Museum, Berggasse 19.

EINTRITTSGEBÜHR: Eintritt in das Freudmuseum (s. Homepage dort!)

LEKTÜRE: Peter Gay, Freud. Eine Biographie für unsere Zeit,

Frankfurt/M. 1989.